Deutsche Volkslieder

Es waren zwei Königskinder,  Die Ballade vom Schinderhannes

Es waren zwei Königskinder

Das Lied greift die altgriechische Sage von Hero und Leander auf, in welcher Liebende durch Wasser getrennt waren. In Deutschland ist es erstmalig nach 1563 vollständig überliefert. Dort heißt es im Text noch: "Zwischen zweyen Burgen" und findet sich auf einem Nürnberger Flugblatt. Der ältere Text „Ach Elslein." ist in Johann Otts Sammlung "121 newe Lieder", Nürnberg 1534 zu finden. Die Melodie ist sehr ähnlich der in Hans Judenkunigs Lautentabulatur (Wien 1523) und jener im handschriftlichen Glogauer Liederbuch um 1480. Das Video wurde aufgenommen am Turm der Burg Veldenstein.

Insgesamt folgen nun 18 historische Strophen dieser Ballade, von denen meist nur die erste bekannt ist. Von diesem Lied gibt es aber auch die verschiedensten Persiflagen aus der neueren Zeit. Eine davon lautet: "Es waren zwei Königskinder, die hatten in der Liebe viel Müh´. Sie konnten zusammen nicht kommen, denn er kam immer zu früh."


Es waren zwei Königskinder,

die hatten einander so lieb.

Sie konnten zusammen nicht kommen -

I: das Wasser war viel zu tief. :I


"Herzliebster, kannst du nicht schwimmen?
Herzlieb, schwimm herüber zu mir!
Zwei Kerzen will ich hier anzünden,
|: Und die sollen leuchten dir." :|

 

Das hört eine falsche Norne1),
Die tat, als ob sie schlief.
Sie tat die Lichter auslöschen,
|: Der Jüngling ertrank so tief :|

 

Es war an einem Sonntagmorgen
Die Leut' waren alle so froh
Bis auf die Königstochter,
|: Sie weinte die Äuglein rot. :|

 

"Ach Mutter, herzliebste Mutter,
Der Kopf tut mir so weh;
Ich möcht so gern spazieren
|: Wohl an die grüne See. :|

 

„Ach Tochter, herzliebste Tochter,

allein sollst du nicht gehen..

Weck auf deinen jüngsten Bruder

|: Und der soll mit dir gehen. :|

 

„Ach Mutter, herzliebste Mutter,

mein Bruder der ist noch ein Kind.

Er schießt ja all die Vögelein,

|: die auf der günen Heide sind. :|

 

„Ach Tochter, herzliebste Tochter,

allein sollst du nicht gehen..

Weck auf deine jüngste Schwester

|: und die soll mit dir gehen. :|

 

„Ach Mutter, herzliebste Mutter,

meine Schwester ist noch ein Kind.

Sie pflückt ja all die Blümelein,

|: die auf der grünen Heide sind. :|

 

Die Mutter ging nach der Kirche,
Die Tochter hielt ihren Gang.
Sie ging so lang spazieren,
|: Bis sie den Fischer fand. :|

 

Ach Fischer, herzliebster Fischer,

Willst du verdienen großen Lohn?
So wirf dein Netz ins Wasser,
|: Und fisch mir den Königssohn!" :|

 

Er warf das Netz ins Wasser,
Es ging bis auf den Grund;
Er fischte und fischte so lange,
|: Bis er den Königssohn fand. :|

 

Was nahm sie von Ihrem Haupte -

Eine goldene Königskron

Sieh da du wohl edler Fischer

|: Hast deinen verdienten Lohn. :|

 

Was zog sie von ihrem Finger

Ein Ringlein von Gold so rot.

Sieh da du wohledler Fischer

|: Kauf deinen Kindern Brot. :|

 

Sie schloß ihn in ihre Arme
Und küßt' seinen bleichen Mund:
"Ach, Mündlein, könntest du sprechen,
|: So wär mein jung Herz gesund." :|

 

Sie schwang um sich ihren Mantel

Und sprang wohl in den See:
"Gut' Nacht, mein Vater und Mutter,
|: Ihr seht mich nimmermeh'!" :|

 

Da hörte man die Glocken schlagen,
Da hörte man Jammer und Not,
Da lagen zwei Königskinder,
|: Die waren beide tot. :|

 




Die Ballade vom Schinderhannes

Diese Ballade beruht auf einer authentischen Biografie. Johannes Bückler hat es wirklich gegeben. Er lebte von 1779 bis 1803

(zu seiner Hinrichtung). Schriftlich wurden seine Straftaten u.a. in dem Buch von Johann Nikolaus Becker, Pseudonym Apollonius von Beilstein.: "Actenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beyden Ufern des Rheins. Erster Theil, enthaltend die Geschichte der Moselbande und der Bande des Schinderhannes" von 1804 festgehalten. Nun gut - es muss in diesem Buch nicht alles stimmen, da Becker bereits vor 1800 in dem Werk "Versuch einer Geschichte der Hochmeister in Preußen, seit Winrichs von Kniprode bis auf die Gründung des Erbherzogthums" (Berlin 1798) nachgewiesenermaßen Geschichtsfälschung betrieben hatte. Und sicher war auch der Prozeß auf der linksrheinischen Seite (zu dieser Zeit französisches Gebiet) in Mainz durchaus eine Art Schauprozess. Sowohl, was das vermutlich vorher feststehende Todesurteil, als auch die Art der Motivermittlungen (die neue französische Rechtsphilosophie, Schuld auch in gessellschaftlichen Ursachen wie Erziehung, gesellschaftliche Umständen u.ä. zu suchen) im Verfahren und der Verhandlung (nach französischem Recht) und der Hinrichtungsart( für alle gleichemaßen die Guillotine) selbst, sprechen dafür.
Quelle: www.regionalgeschichte.net/bibliothek/te­xte/aufsaetze/dobras-schinderhannes.html­#a3



In Einem sind sich in der umfassend vorliegenden Literatur aber alle Quellen einig - auch die rechtsrheinischen deutschen Quellen - nämlich, dass sich die Taten genauso zugetragen haben und die Motivation von Schinderhannes ausschließlich in Bereichungsabsicht erfolgte. Damit ist er eben aus meiner Sicht kein Held - sondern ein Straftäter, Dieb, Räuber, Verbrecher, Gewalttäter und Mehrfachmörder. Mir ist keine belegte Dokumentation bekannt, in welcher Schinderhannes von den Menschen seiner Zeit im Hunsrück für seine Taten in irgendeiner Weise Anerkennung erfahren hat.
(Quelle: "Eine Feldstudie unter den Nachfahren 1824 eingewanderter Deutscher in der Kolonie Sao Leopoldo (Rio Grande do Sul, Brasilien)", Dr. Mark Scheibe, Uni Mainz, 2007 zu finden unter  www.brasilienfreunde.de/Schinderhannes.htm)

Nachdem ich all dies gelesen hatte, konnte ich die erste Strophe der Versionen von den Folkgruppen "Wacholder" und "Folkländer", die da in fälschlicher und verklärender Weise beginnen: " Für Recht und Freiheit bin ich gegangen..." nicht mehr singen. Insofern habe ich die erste Strophe leicht abgewandelt:


Allhier im Hunsrück ward ich geboren.

Zum Räuberhauptmann ward ich erkoren .

Gar mancher fiel von meiner Hand.

Schinderhannes ward ich genannt.

 

Viel in der Welt bin ich gegangen,

im tiefen Wald nahm man mich gefangen.

Man führt mich in die Stadt hinein,

wo ich sollt gefangen sein.

 

Und aufs Rathaus tät man mich führen,

wohl zwei –dreimal zum examinieren.

Man schreibt mir jedes Wörtlein auf,

und führt mich zum Turm hinauf.

 

Im tiefen Turm hab ich gesessen

und schlechte Speisen musste ich essen,

bis dann Herr kam heran die Stund,

 zu der ich nichts mehr essen kunnt.

 

Oh, was wird meine Mutter sagen,

wenn sie wird hören von all den Klagen,

dass ich in meinen jungen Jahr´n,

so viel Böses hab getan.

 

Johannes Bückler dies ist mein Name

und dreiundzwanzig sind meine Jahre,

drei Tag, drei Nächt vor meinem End

empfing ich noch das Sakrament.


 

Und das Gerüst soll ich betreten.

Fünf Vaterunser soll ich noch beten.

Fünf Vaterunser insgemein,

das wird wohl auch mein Letztes sein.

 

Ade, lieb Vater, ade, lieb Mutter,

ade, lieb Schwester, ade, lieb Bruder!

Wascht eure Hände in meinem Blut,

damit ihr wisst, wie weh das tut!

 

Am ändern Morgen, es war beim Dämmern,

hört am Schafott man das leichte Hämmern.

Sein Blut floss strömend wohl in den Sand,

ade, geliebtes Heimatland!