Die Iren rühmen sich gerne damit, den Whiskey erfunden zu haben. Viel spricht dafür, dass es auch stimmt. Die älteste lizenzierte Whiskey-Brennerei der Welt, Bushmills aus dem Jahre 1608, befindet sich in Irland. Auch die Geschichtsbücher berichten davon, dass keltische Mönche die Herstellung von destilliertem Malzbräu über Irland nach Schottland gebracht haben. Doch die Schotten halten mit einer Urkunde aus 1494 dagegen, auf der ein Verkauf von Gerste zur Whisky-Produktion verbrieft wurde. So sehr sich die in der Vermarktung bei weitem führenden Schotten bemühen, die Geschichtsbücher scheinen mittlerweile mehrheitlich der Mönchstheorie recht zu geben.
Die Geschichte des irischen Whiskeys hängt mit neueren irischen Geschichte (siehe Rubrik Irland) zusammen. Ähnlich zu Schottland und Amerika gab es zunächst in Irland viele kleine private Brennereien, die etwaige Überschüsse der Getreideproduktion durch Destillation haltbar machten. Im Gegensatz zur Einführung der Alkoholsteuer in Großbritannien und den USA erhob man in Irland eine Malzsteuer. So konnte man nicht nur Whiskey, sondern auch Bier zur Auffüllung der Staatskasse nutzen. Doch die Iren waren findige Menschen und verwendeten gerade einmal soviel Gerstenmalz zur Whiskeyproduktion, wie unbedingt nötig war. Als restliche Zutaten verwendete man Weizen oder Mais, der durch die guten Beziehungen zu den ausgewanderten Freunden aus Amerika importiert wurde. Der irische Blended Whiskey war geboren. Als Blend in Pot Stills gebrannt eroberte er schnell die Herzen der Menschen. Amerika und England waren Mitte des 19. Jahrhunderts die Hauptabsatzländer.
Der Niedergang des Irish Whiskeys begann mit der Produktion billigen Blends in den neuen schottischen Destillationskolonnen ab etwa 1840. Ein starker Gegenwind blies den Iren auf dem Weltmarkt um die Ohren. Zudem mochten die Iren ihr eigenes Produkt besonders gerne. Das aussichtslos karge Leben und vielleicht auch das Wesen des Iren führte zu getrunkenen Whiskeymengen, deren Überlieferungen einem heute als abenteuerlich erscheinen. In der Blütezeit des Irischen Whiskeys sollen mehr als 100 Liter Whiskey pro Kopf der männlichen, erwachsenen Bevölkerung pro Jahr getrunken worden sein. Egal wie viel es nun wirklich war - Trunksucht, Siechtum und schnellen Tod gab es häufig. Sei es wegen der schlechten Lebensbedingungen oder wegen übermäßigen Whiskey-Genusses. Viele Familien verloren so ihren Broterwerber. Vor allem die Frauen und die puritanische Kirche setzten sich gegen den Whiskeykonsum ein, was letztendlich auch zur Prohibition von 1919 bis 1933 in Amerika führte.
Heute hat Irland neben Schweden immer noch die höchste Alkoholsteuer in der EU. Sie wurde sogar im neuen Jahrtausend erneut angeboben. Die vielen Tausend kleinen Privatbrennereien wurden durch das Wegbrechen des englischen und amerikanischen Whiskeymarktes schnell dezimiert. Die großen Brennereien, die zügig auch auf preiswerten Whiskey aus Destillationskolonnen umstellten, konnten nach der Prohibition trotzdem nicht mehr mithalten. Der faktische Austritt Irlands aus dem Commonwealth 1937 bescherte ihnen auf den wichtigsten Märkten der Welt hohe Importzölle, die die Schotten nicht zu entrichten hatten. Die Brennerei-Anzahl nahm deshalb stetig ab. Nur die größten überlebten. So berühmte Brennereien wie Tullamore und Kilbeggan mussten Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts schließen. 1966 vereinigten sich eine Handvoll verbliebener Brennereien unter dem gemeinsamen Dach der Irish Distillers Group an dem einzigen Standort Midleton im Süden Irlands. Bushmills als zweite Brennerei im Norden schloss sich 1970 an. Die großen Marken wie Powers und Jameson, für die Dublin an der Ostküste so berühmt war, mussten ihre Brennereien schließen. Viele Marken starben aus und nur wenige konnten nach gleichem Rezept, aber auf fremden Destillationsgeräten in Midleton, weiter produziert werden. Auf diese Weise konnte wenigstens ein kleiner Teil der ehemaligen Whiskey-Weltmacht überleben.
Der größte Verlust traf Irland aber 1988. Irish Distillers Ltd. wurde an den französischen Konzern Pernod Ricard verkauft. Keine einzige irische Whiskey Brennerei befand sich mehr in nationaler Hand. Auch die Marken Paddy und Powers, sie stehen für den irischen Whiskey schlechthin, gehörten auf einmal Ausländern! Was schlimm aussah, wurde aber zur Rettung für die irische Whiskey Industrie. Pernod Ricard konnte das Geschäft international deutlich ausweiten und heute steht irischer Whiskey wieder so gut da, wie lange nicht mehr.
1989 war es dann endlich soweit. Mit der Gründung der Brennerei Cooley an der Grenze zu Nordirland gibt es wieder eine echte irische Whiskey Brennerei. Nach zwei Jahrzehnten Produktion bietet diese Brennerei mit Connemara, Tyrconnell und Locke's Single Malts und Blended Whiskeys von mild bis rauchig aus eigener Produktion an. Die Geschäfte laufen so gut, dass man sogar in Kilbeggan 2009 wieder zwei Pot Stills zur Malt Whiskeyproduktion aufgestellt hat. Lang lebe Irland!
Die Old-Bushmills-Brennerei (Firmenname The "Old Bushmills" Distillery Co. Limited) ist eine Whiskeybrennerei in Nordirland. Sie ist eine der ältesten Whiskeybrennereien der Welt mit einer mehr als 400-jährigen Tradition. Standort des Unternehmens ist Bushmills im County Antrim. Es gehörte von 2005 bis 2014 zum Diageo-Konzern, ab 2015 zur Brennereigruppe Casa Cuervo.
Bereits seit dem 13. Jahrhundert wird in Irland Whiskey bzw. „Uisce Beatha“ hergestellt. 1608 erteilte König Jakob I. von England Sir Thomas Phillips die exklusive Lizenz, im County Antrim Whiskey zu brennen. Im 17. Jahrhundert wurde das Whiskeybrennen in Irland besteuert, später sogar verboten. In dieser Zeit entstanden viele Schwarzbrennereien. Auch die Brennerei in Bushmills war 1743 in den Händen von Schmugglern. 1784 wurde die Brennerei legal. Bis dahin gab es in Bushmills rund fünf weitere Brennereien. Im Jahr 1784 wurde durch Hugh Anderson die Bushmills Whiskey Company als internationale Handelsgesellschaft registriert. Um 1900 wurde die Marke Bushmills in den USA und anderen Ländern bekannt. Nach dem Ende der Prohibition in den Vereinigten Staaten sorgte die von dort kommende große Nachfrage für Gewinne.
Der Diageo-Konzern kaufte 2005 Old Bushmills für 200 Millionen Pfund Sterling. Anfang November 2014 gab Diageo im Rahmen eines Gegengeschäftes die vollständige Abgabe der Marke Bushmills an die Brennereigruppe Casa Cuervo bis Anfang 2015 bekannt.
Die Cooley Destillery galt bis Dezember 2011 als die einzige unabhängige Whistey Brennerei Irlands. Sie wurde 1987 von John Teeling in Riverstown gegründet. Er kaufte eine ehemalige staatliche Kartoffelschnaps-Brennerei auf der Halbinsel Cooley an der Ostküste Irlands. Diese wurde in weniger als zwei Jahren in eine Brennerei mit zwei Destillen umgewandelt – eine Destille nach dem Pot-Still-Verfahren, die andere nach dem Patent-Still-Verfahren.
1988 führte Willie McCarter, ein Studienkollege Teelings in Harvard, seine Andrew A. Watt Distillery (gegründet 1762, County Derry, Nordirland) mit Cooley zusammen. Cooley kaufte dann noch die Marke John Locke and Co. (gegründet 1757, Kilbeggan), die möglicherweise älteste lizenzierte Brennerei der Welt. An deren Standort werden die Brände zum Ausreifen gelagert.
Im Dezember 2011 wurde Cooley von Jim Beam für 95 Mio. US-$ gekauft. Anfang 2014 wurde bekannt, dass der japanische Getränkekonzern Suntory Beam Global bis zum zweiten Quartal des Jahres aufkaufen werde. Damit würden auch die Cooleys-Marken zum Portfolio von Suntory zählen.
Blends:
Kilbeggan
Inishowen
Locke´s Blend
Millar´s
Single Malts
Tyrconnel
Connemara
Locke´s
Geboren wurde die Idee einer neuen irischen Destillerie in Dublins Temple Bar District. Im Mai 1996 eröffneten Oliver Hughes und Liam LaHart ihre erst kleine Bierbrauerei und brauten nach traditionellen Rezepten jeweils drei Stouts, drei Lagerbiere und drei Ales. Ihre bahnbrechende Geschäftsidee gab ihnen Recht, denn 1999 kam das weltbeste Ale aus der ersten unabhängigen Brauerei Irlands.
Die Porterhouse Brewing Company entwickelte sich zu einer wirtschaftlich sehr erfolgreichen Gruppe mit vier Pubs in Dublin, einer in Londons Covent Garden und einer in New Yorks Manhattan. Ein Jahresumsatz von 34 Millionen Euro garantiert 350 Arbeitsplätze.
Der Grundstein war gelegt, denn wer Bier brauen kann, der ist auch in der Lage Whiskey zu destillieren, ist doch der Gerstensaft seine Ausgangsbasis, dachte sich der rührige Oliver Hughes. In dem schottischen Whisky-Experten John McDougall fand er einen kongenialen Partner zur Verwirklichung seiner Idee einer irischen Whiskey-Distillery. Der legendäre McDougall blickt selbst auf ein langes Engagement in der Whiskybranche zurück, war er doch in der Produktion oder als Manager bei Balvenie, Ladyburn, Laphroaig, Springbank oder Tormore tätig. John ist wohl der einzige noch lebende Brennmeister, der sowohl schottischen Whisky und irischen Whiskey wie auch englischen Gin destillierte. Siehe www.johncmcdougall.com.
Westlich von Dingle, Co. Kerry, fanden sie in Milltown in der ehemaligen Fitzgerald Sägemühle einen idealen Produktionsort. „Im milden Golfstrom-verwöhnten Klima, in dem bekanntlich die irischen Whiskeys besonders gut reifen, wird unser Dingle Whiskey seinen überzeugenden Charakter erhalten,“ hofft Oliver Hughes. Die Produktionsanlagen wurden von John McDougall in Zusammenarbeit mit Forsyths aus dem schottischen Rothes, Speyside, entworfen. Die berühmten Kupferschmiede schmiedeten in Handarbeit die Brennblasen, drei für die Destillation von Getreidebrand und eine für die Herstellung von Gin oder Vodka. Angeliefert wurden sie im Frühsommer 2012.
Zusammen mit dem Head Brewer von Porterhouse, Peter Mosely, begannen sie am 7. Oktober 2012 den ersten Gin in einer speziellen Brennblase, Oisín genannt, zu brennen. Neun Pflanzen und Kräuter der Region, darunter Eberkirsche, Eibe, Fuchsia, Heide, Kerbel, Weißdorn, Koriander und Engelwurz schaffen eindrucksvolle Aromen. Der Dingle Original Gin wird bereits zu Weihnachten vermarktet.
Etwas länger dauerte es bis der erste dreifach gebrannte Single Malt aus irischer Gerste in den Spirit Safe (Donnerstag, den 29. November 2012) sprudelte. „…the sprit is great and the whiskey will be liquid magic!“ frohlockte John seinen New Make, sein neu-geborenes Kind. Fruchtige, malzige Aromen verbinden sich mit einer angenehmen Süße und Cremigkeit. Das Herzstück der Spirit Still kommt auf eine durchschnittliche Alkoholstärke von 72 % vol. und überzeugt ebenfalls durch seine Reinheit.
Seit dem Neubau der Midleton Distilleries im Co. Cork durch die Irish Distillers Group, einem Zusammenschluss von Cork Distillers, Jameson & Son und Power & Son (Bushmills gehörte von 1972 bis 2005 ebenfalls dazu) im Jahre 1975 ist die Dingle Distillery die erste wirklich neue Destillerie auf der grünen Insel.
Geplant ist eine jährliche Produktion von etwa 100.000 Flaschen Single Malt. Der Dingle Green und Dingle Gold wird wohl erst in vier oder fünf Jahre in einem „Dunnage Warehouse“ reifen bevor er marktfähig wird.
Die ersten fünfhundert Fässer sind den Founding Fathers of Dingle vorbehalten, die mit dem Kauf eines Bourbon-, Sherry- oder Portweinfasses den finanziellen Grundstein dieser neuen irischen Destillerie legen können. Oliver Hughes verspricht denn auch, alle Founding Fathers zu einem jährlichen Meeting in die Dingle Distillery einzuladen. Fass-Interessenten melden sich bitte unter www.dinglefoundingfathers.com.
Der zertifizierte Brau- und Brennmeister Peter Mosley wird zunächst mit einem Team von vier Kollegen die Produktion von Gin, Vodka und Whiskey ausführen. Mit dem für 2014 geplanten Besucherzentrum werden damit in der strukturschwachen Region etwa 25 neue Arbeitsplätze geschaffen.