Zugegeben - Rügen und Usedom sind auch nach der großen Reisefreiheit die zwei schönsten Inseln Deutschlands für mich. Auch Mallorca hatte wegen des relativ gesicherten Badewetters seinen Reiz für meine Kinder. Sri Lanka war eine vollkommen neue - asiatische Kultur. La Gomera und Teneriffa mit ihrem schwarzen Sand und der Teideblume waren landschaftlich schön anzusehen. Aber es gibt nur eine Insel, in die ich mich wirklich verliebt habe. Irland! 70.000 Quadratkilometer, das sind 30.000 weniger als die kleine DDR inne hatte - "das kleine Land, dass man an einem Tag durchfährt " (Zitat: R. Andert - siehe auch die Rubrik "Liedermacher"). Und doch ist alles Schöne dieser Welt dort untergebracht: ca.4,5 Millionen freundliche, hilfsbereite, bescheidene Menschen - eine erstaunlich alte Kultur - permanent wechselnde imposante Landschaften - Lenze in denen Feigenfrüchte am Baum im Mai zeitgleich mit blühenden Tulpen, Rosen, Bärlauch, Oleander, Fuchsien und Rhododendren zu bestaunen sind - Architektur von jahrtausend alten Wehrwällen, hunderte von Jahren alten Burgen und Castles sowie Klöster und alte und neue Cottages, aber auch futuristische Bauwerke in den Städten - ergreifende Instrumentalmusik auf der Straße und in den Pubs ohne Elektroverstärkung - nicht zu durchschauende Schrittkombinationen bei der Ceili, dem traditionellen Tanzabend der Iren - Geschichten, Sagen und Märchen, welche noch erzählt und nicht vorgelesen oder von einer "Hörbuch-CD" kommen - kräftige, würzige Biere und weiche, milde Whiskeys in alten und neuen Brauereien und Destillen - wo man auf sehr schmalen Straßen mit Steinmauerbegrenzung auch vor scharfen Kurven noch 80 km/h fahren darf, es aber nicht tut - das Funktionieren von zwei Sprachen (englisch-naja - eigentlich irisch und gälisch) nebeneinander und vollkommen gleichberechtigt.
Ich will auf dieser Seite aber nichts verklären. Nein, auch Widersprüche gibt es in diesem Land wie arm und reich, wie Katholiken und Protestanten, wie Nordirland und die Republik, wie Freiheitskampf und Terror .... Nur noch geografisch losgelöst vom Kontinent Europa - getrennt durch die irische See im Osten. Im Westen der Antlantik, der es von Amerika trennt und wo dort irgendwo durch eine riesige Sturmflut "Atlantis" untergangen sein soll.
Ich möchte euch die Insel hier auf dieser Seite in vielen Facetten vorstellen. Die Rubriken "irish Whiskey", "irische Balladen" und "irish traditional session" gehören eigentlich mit hier hinein, jedoch sind die Themen so speziell, dass ich sie wegen eines zu hohen Infogehaltes "outsourcen" musste.
So wunderschön die grüne Insel uns heute erscheint, so hart war in früherer Zeit auf ihr das tägliche Leben. Zu kalt, zu nass und zu windig waren die Kräfte der Natur, um den Einwohnern ein normales Leben zu erlauben. Trotz der Schwierigkeiten mit der Umwelt hielt es die feindlichen Nachbarn nicht davon ab, die Insel mit Gewalt 1541 ins englische Königreich einzureihen. Englische Adelige übernahmen das Land und die darauf folgenden Abgaben an die Krone waren hoch, was das Leben in Irland nicht einfacher machte. Den Keil zwischen Irland und Schottland, eigentlich Verbündete oder zumindest Gleichdenkende und katholische Glaubensbrüder gegen das protestantische England, trieb der Unionsvertrag zwischen Schottland und England im Jahre 1707. Statt gegen die Unterdrückung durch das übermächtige England die Stirn zu bieten, schlossen die Schotten die Union mit England. 1745, das oft zitierte Jahr des rebellierenden Bonnie Prince Charlie, stellte nur noch ein letztes Gefecht dar. Die Unabhängigkeit Schottlands war bereits seit Jahrzehnten vorbei.
Der größte Schlag für Irland, von dem es sich bis heute noch nicht erholt hat, kam mit der braunen Kartoffelfäule. Die Einführung der amerikanischen Kartoffel in Europa und die daraus resultierende bessere Kalorienversorgung der Bevölkerung im 18. Jahrhundert, führte zu einem sprunghaften Anstieg auch bei der irischen Bevölkerung. Als die Kartoffelfäule in den Jahren 1845 bis 1851 einen Großteil der irischen Ernte vernichtete, starben Millionen Iren den Hungertod und weitere Millionen wanderten vor allem nach Nordamerika aus.
Hilfe für die Zurückgebliebenen von der Seite der englischen Adligen und Großgrundbesitzern in Irland gab es nur wenig. Später wurde sie sogar ganz eingestellt. Von den mehr als 8 Millionen Iren im Jahr 1841 verblieben gerade einmal 1/3 im Land. Bis heute hat sich die Bevölkerung mit ca. 6 Mio. von diesem Massensterben und der Auswanderung nicht wieder erholt. Die Geschichtsgelehrten sind sich zwar noch uneins, aber die verweigerte Hilfe der Engländer in Zeiten größter Not führte letztendlich zum Unabhängigkeitskrieg von 1919 bis 1921, der Irland selbstständig werden ließ. Der Zorn Irlands richtete sich ebenfalls auf Schottland, das als freiwilliger Bestandteil des Vereinigten Königreiches mit den Engländern gemeinsame Sache zu machen schien.
1937 verabschiedete sich Irland mit einer eigenen Verfassung auch aus dem Commonwealth. Ganz aus dem Land vertreiben konnte man die Engländer jedoch nicht, da sich in der Provinz Ulster im heutigen Nordirland besonders viele Engländer niedergelassen hatten. Hier schwelt der Konflikt noch bis zum heutigen Tag.